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Aus der Geschichte der Spieser Wehr

Verwundert muss man darüber sein, wie schnelllebig doch die heutige Zeit ist, gerade bei der Feuerwehr.
1984 feierte der Löschbezirk Spiesen der Freiwilligen Feuerwehr Spiesen-Elversberg sein 100 jähriges Gründungsfest. Wenn sie jetzt  mit uns das 150 jährige Bestehen feiern, könnten an den rechnerischen Fähigkeiten der Feuerwehr Zweifel aufkommen. Diese Rechenart bedarf  sicher einer begründeten Erklärung.

Seit einigen Jahren unterhält die Gemeinde Spiesen-Elversberg ein Gemeindearchiv, das von Herrn Dr. Dieter Bohn vorbildlich geleitet wird. Bei der Durchsicht alter Akten fand sich nachfolgende Abschrift eines Protokolls, das über die Wahl einer Feuerlöschmannschaft im Jahre 1861 in Spiesen berichtet.

Auszug aus dem Protokollbuch:

Verzeichnis der gewählten Feuerlöschmannschaften
(Original)

Hieraus ist tatsächlich abzuleiten, dass erstmals 1861 von einem organisierten Brandschutz gesprochen werden kann, zumal die Ortsbehörde, wie im Protokoll erwähnt, der Initiator für diese Wahl war, und der  Ortsvorsteher-Stellvertreter (Fr. Bayer)  dieses Protokoll unterschrieben hat.. Es gibt leider keine verlässlichen Quellen über die Zeit zwischen den Jahren 1861 und 1884 über den Brandschutz in Spiesen.

Bisher war immer nachzulesen, dass schon lange vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Spiesen 1884 in der ehemaligen Grafschaft Ottweiler Polizeivorschriften über Feuerverhütung vorhanden waren. Von einer planmäßigen Feuerbekämpfung in Spiesen konnte aber noch nicht die Rede sein.

Dies ist insofern zu revidieren, da es ja schon im Jahre 1861 nachweislich zur Aufstellung einer Feuerlöschmannschaft kam. Der Anlass war auch sicher die Überlassung einer Feuerspritze.

Wasserleitungen waren Mitte des 19 Jahrhunderts noch nicht verlegt. Das Löschwasser musste dem Mudterbach oder den Dorfbrunnen entnommen werden. Der Transport des Wassers zur Brandstelle zuerst mit den Feuereimern oder mit einem Wasserwagen zur Spritze und dann mit den Schläuchen zur Brandstelle war sehr arbeitsintensiv und oft wegen erheblicher Materialmängel nicht sehr erfolgreich. Zudem wurden Übungen für den wohlgemeinten und notwendigern Brandschutz Zielscheibe zeitloser Witze, was viele junge Leute von der lobenswerten Absicht abhielt, sich fortan für den Brandschutz  zur Verfügung zu stellen. Trotzdem rang sich in einsichtigen Kreisen immer mehr die Erkenntnis durch, dass ein funktionsfähiges  Feuerlöschwesen aufgebaut werden muss.

Der damalige Gemeindevorsteher, Fahrsteiger Raber, (von 1875-1889) sah auch die absolute Notwendigkeit  und Veranlassung, sich um die Aufstellung eines Brandkorps zu bemühen. Auf der Suche nach dem geeigneten Mann als Führer eines solchen Korps blieb er lange ohne Erfolg, bis er 1879 auf den damals noch sehr jungen Friedrich Hoppstädter (21 Jahre)  aufmerksam wurde. In ihm, so glaubte er, eine Persönlichkeit gefunden zu haben, die Autorität und das notwendige Fachwissen in sich vereinte, um die Feuerwehr Angelegenheit in die Hand nehmen zu können.

Nach Ausräumung aller Bedenken war Friedrich Hoppstädter bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Trotzdem dauerte es bis  zum 22 Mai 1884  bis die Gründungsversammlung stattfand. Mit 37 Mitgliedern wurde die Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen.

Friedrich Hoppstädter leitete die Wehr 50 Jahre.

Diese Gründungsversammlung am 22 Mai 1884 war Veranlassung, 1984 das 100 jährige Bestehen der Spiesener Wehr zu feiern. Von dieser Versammlung existiert kein  Protokoll, lediglich ein Verzeichnis der Mitglieder. Dieses Gründungsdatum ist jetzt durch den Fund neuer Unterlagen überholt. Als Geburtsstunde des  organisierten Löschwesens in Spiesen sehen wir nun den 30. Juni 1861 an, die neue Zeitrechnung für künftige Jubiläen.

Auch nach 1884, in den ersten Jahren des Bestehens unter der Leitung von Friedrich Hoppstädtern,  wurde der Wehr von Seiten der Gemeindeverwaltung wenig Interesse entgegen gebracht. Wichtige Ausrüstungsgegenstände konnten nur mit freiwilligen Zuwendungen angeschafft werden. Regelmäßiger Übungsbetrieb vermittelte die Kenntnisse zur Handhabung der vorhandenen Geräte. Der Brandschutz wurde stetig verbessert. Die ersten Löschgeräte waren in dem heutigen Anwesen der Familie Koob, Hauptstraße 223, das damals der Gemeinde gehörte, untergebracht.

Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte eine erhebliche Verbesserung der Ausrüstung mit der Beschaffung eines Benz-Personenwagens, der von Mitgliedern der Wehr ohne nennenswerte Kosten zu einem Mannschaftswagen umgebaut wurde.1933 konnte die Gemeinde mit Unterstützung der Provinzial-Feuerversicherung eine Motorspritze erwerben, die am Mannschaftswagen mitgeführt wurde.


Geräte wurden in dieser Zeit teilweise im Schmalwiesschulhaus untergebracht, Fahrzeuge standen im Rathaus in der Neunkircher Straße.
1934 feierte die Spiesener Wehr unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ihr 50 jähriges Bestehen. Das Festzelt war übrigens auf dem Sportplatz der DJK –Bethelplatz - aufgebaut.

Bei einer großen Angriffsübung am Mittelbergschulhaus stellt sie ihr Können unter Beweis.

Wie der Feuerwehrdienstausweis eines Wehrangehörigen zu dieser Zeit teilweise aussah, die nachfolgende Kopie. Es ist übrigens der Ausweis des Feuerwehrmannes, der Nachbesitzer der ersten Spiesener Spritzenhauses war.

Während des zweiten Weltkrieges, die Stärke der Wehr war wegen zahlreicher Einberufungen gesunken, wurden einige Männer und auch Jugendliche zur Feuerwehr dienstverpflichtet. Diese wurden der Feuerlöschpolizei unterstellt.

Ende des Krieges waren auch 8 Mädchen aus Spiesen als Helferinnen bei der Feuerwehr eingesetzt. Nach den Schilderungen von Elisabeth Rammo geb.Feltes, Martha Trapp geb. Kohler und Silvia Eifler geb. Stadtfeld (Hollinger) war der Eintritt nicht direkt erzwungen. Man meldete sich mehr oder weniger freiwillig. Geübt wurde am alten Rathaus in der Neunkircher Straße. Die Uniform bekam man gestellt. Wenn auch nicht gerade damengerecht, sie erfüllte ihren Zweck.

An den Brandeinsatz 1944 in Neunkirchen nach einem Bombenangriff können sie sich noch gut erinnern. Unter dem Kommando von Hermann Groß und Karl Kramb rückte man nach Neunkirchen aus. Das Gedränge im Auto war sehr groß, worauf zwei Mädchen auf den Radabdeckungen- Kotflügel- die Fahrt nach Neunkirchen antraten. Auf der Spieser Höhe angekommen, sah man Neunkirchen  in Rauch gehüllt. Man rückte in Neunkirchen ein zur Brandbekämpfung, vermutlich war es die Rollerstraße. Das Löschwasser wurde aus der Blies entnommen. Verwundert muss man sein über das noch vorhandene Einsatzwissen.“ Ich war am Dreiwegestück erinnert sich Elisabeth, ich war für das Ausrollen der Schläuche zuständig und Martha erzählte, dass sie auf der Leiter stand und das Strahlrohr hielt. Nach einer durchlöschten Nacht wurden wir im Bachschulhaus versorgt, bevor wir den Heimweg antraten.

Das Ende des Krieges bedeutete gleichzeitig einen Neuaufbau der Spiesener Wehr. Von der aktiven Vorkriegsmannschaft fanden sich noch acht Kameraden zusammen, um den Brandschutz in unserer Gemeinde weiterhin zu sichern. Neben dem Oberbrandmeister Robert Neurohr,

der nun die Wehrführung übernahm, waren dies die Kameraden Peter Koob, Hermann Groß I., Hermann Groß II.,  Ludwig Rheinheimer, Heinrich KohlerI., Friedrich Schneider und Fritz Bayer. Nach sehr mühsamer Aufbauarbeit hatte die Wehr im November 1945 eine Stärke von 36 Mann.

1955 konnte das lang erwartete Feuerwehr Gerätehaus an der Peterschule eingeweiht werden.

Fehlende Geräte und die notwendige Ausrüstung wurden durch die Gemeinde ergänzt. Der Aufbau der Spiesener Wehr setzte sich kontinuierlich fort. 1959 feierte man mit großer Teilnahme der Bevölkerung das 75jährige Bestehen.

In der Festschrift zum 100jährigen Jubiläum wurde geschrieben, dass 1960  die Feuerwehrkapelle gegründet wurde. In alten Verzeichnissen der sämtlichen aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Spiesen wurden aber schon Musiker erwähnt.

So waren dies 1898  2 Tambours und 3 Hornisten, 1899  3 Tambours und drei Hornisten und 1904 wurde nur noch von 5 Musikern gesprochen. Ein Bild zeigt aber auch eine  Musikkapelle  um 1920. Beim 50 jährigen Jubiläum wird für Sonntag, den 8 Juli, das Wecken  - um 6 Uhr – durch die Feuerwehrkapelle angekündigt.

Diese Aufzeichnungen zeigen, dass über einen längeren Zeitraum in der Vergangenheit Musikkapellen bestanden.  Sei den 80ziger Jahren gibt es keine Kapelle mehr.

Zur Erhaltung der Kameradschaft wurden alljährlich Fahrten, Wanderungen und Kameradschaftsabende durchgeführt, zu denen auch die Ehegatten und Bräute eingeladen waren. Gern erinnert man sich an die Familienabende beim Gasthaus Meißner, im katholischen Pfarrheim oder im Sitzungssaal des Rathauses, wo so mancher Feuerwehrmann sein schauspielerisches Talent zeigen konnte.

Unvergessen sind auch die Waldfeste im Spiesener Mühlental. In den letzten Jahren  wurden dann Sommerfesten am Gerätehaus veranstaltet, bei denen sich alljährliche viele Feuerwehrleute aus dem Umkreis und Bürger aus Spiesen –Elversberg an den Auftritten einer eigenen Show-Gruppe erfreuten.

Vielleicht liegt in dem Spruch doch etwas Wahrheit

„Wer die Tradition nicht hegt und die Geselligkeit nicht pflegt, der hat nicht lange Bestand, das sagt der Verstand“

Erstmals konnten am 22. April 1972 zwei Gruppen der  Spieser Wehr die erforderlichen Voraussetzungen zum Erhalt der silbernen Leistungsspange erfüllen.

Erste Gruppe aus Spiesen

Seit dieser Zeit haben immer wieder Gruppen aus Spiesen die Silberne bzw. die Goldene Leistungsspange erworben und somit ihren hohen Leistungsstand unter Beweis gestellt.

Bild Nr.   noch suchen ein jüngeres Bild

Die Gebiets- und Verwaltungsreform 1974 brachte auch Veränderungen im Löschwesen.

Die Wehren der ehemaligen selbständigen Gemeinden Spiesen und Elversberg wurden zu einer Gesamtwehr zusammen gefasst. Die Ortsteile wurden in Löschbezirke gegliedert.

Gemeinsame Ausbildungen der Löschbezirke wurden durchgeführt. Das Zusammenwachsen beider Löschbezirke war Bestreben aller Wehrführer. Erstmals 1999- zum 25jährigen Bestehen der Gesamtwehr - wurde ein gemeinsamer Familienabend mit den Elversberger Wehrkameraden durchgeführt, der allerdings 2002 wieder abgeschafft wurde.

1984 war ein Höhepunkt in der Geschichte der Spieser Wehr. Man feierte – nach alter Zeitrechnung – das 100jahrige Bestehen im Rahmen des Kreisfeuerwehrtages. Großer Zapfenstreich, die Sendung mit dem Saarl. Rundfunk, der Festumzug und der Dorfgemeinschaftsabend waren die Höhepunkte der Veranstaltung.

Wenn auch die feuerwehrtechnische Aus- und Fortbildung immer im Vordergrund stand, wurden die gesellschaftlichen Ereignisse in unserer Dorfgemeinschaft nicht vernachlässigt.

Die 800 Jahre Feier wurde tatkräftig unterstützt und alljährlich beteiligt man sich am Spiesener Dorffest und am Weihnachtsmarkt  mit einem Stand. Der Faschingsumzug wird seit 1969  begleitet und eine eigene Gruppe von der Feuerwehr nimmt – herrlich kostümiert- am Umzug Teil. Bei der Rathauserstürmung hofft der KV Alleh Hopp auf tatkräftige Unterstützung der Feuerwehrkanone und der Begleitmannschaft.

Ende April führt man den Umzug zum Aufstellen des Maibaumes an. Seit Anfang an ist es der Feuerwehr dann vorbehalten, diesen auch aufzustellen, technisch gekonnt, ohne bisherige Zwischenfälle.

1984 wurden am Gerätehaus große Umbau- und Wärmedämmarbeiten durchgeführt.
1990 wurde das Gerätehaus ganz neu gestaltet und am 19.10.1990 feierlich eingeweiht.

Gute Ausbildung in Theorie und Praxis sind unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgreiche Brandbekämpfung oder die technische Hilfe. Zur Theorie und Praxis kommt sicherlich noch die körperliche Fitness hinzu. Aus diesem Grund beteiligen sich seit Jahren viele Aktiven in einer Feuerwehrsportgruppe, wo man sich durch vielseitige Aktivitäten fit hält. Teilnahmen an dem Turnier „Ein Dorf spielt Fußball“ sonstige Hallenturniere,

Leistungsmärschen oder Radwanderungen an den Bostalsee sind als Aktivitäten zu nennen. Zur Vorbereitung solcher sportlicher Betätigung trifft man sich einmal in der Woche in der Schulturnhalle der Mittelbergschule.

Auf überregionaler Ebene beteiligte man sich zusätzlich an feuerwehrtypischen Leistungsvergleichen. Um bei solchen Leistungsvergleichen bestehen zu können, wurde in unzähligen Stunden für die Wettkämpfe geübt.

1992 beteiligte man sich an der Bundesausscheidung in Olpe für den internationalen Feuerwehrwettbewerb. Unsere Gruppe aus Spiesen unter Leitung von Löschbezirksführer Horst Matheis konnte eine Bronze Medaille gewinnen.

Bei den Ausscheidungen 1996 in Böblingen startete man mit 2 Mannschaften und  beide belegten Bronze Plätze.

Auch 2000 starteten wieder 2 Mannschaften aus Spiesen bei den Ausscheidungskämpfen zur Feuerwehrolympiade. Hervorragende Leistungen sicherten beide Gruppen eine silberne Medaille.

2001 war es möglich, erstmals das Bundesleistungsabzeichen für Feuerwehren zu erwerben.

An der Veranstaltung in Andernach nahm auch eine Gruppe aus Spiesen teil. Als ersten Test bestritten die Männer der Wettkampfgruppe (Sportgruppe) einen Wettkampf in Nidderau-Eichen und Langenbach.

Die Feuerwehr unterliegt auch dem stetigen Wandel. Mittlerweile sind Frauen in der Feuerwehr nicht mehr wegzudenkende und vollwertige Kräfte bei der  Brandbekämpfung.

Neues Gerät, neue Fahrzeuge und geänderte Voraussetzungen für den sanitären Bereich lassen die Verantwortlichen die Neuausrichtung des Feuerwehrgerätehauses planen.

Die Mannschaft mit dem zur Verfügung stehenden Gerät garantiert den Brandschutz in der Gemeinde. Für die Beschaffung der Geräte und die Ausgestaltung des Gerätehauses stellt der Gemeinderat die Mittel zur Verfügung. Bisher wurde der Gemeinderat seien großen Verantwortung immer gerecht, deshalb ein Dank von der Feuerwehr, in erster Linie aber von unserer Bevölkerung.

2011 feiert der Löschbezirk Spiesen sein 150jähriges Bestehen in  Verbindung mit dem Kreisfeuerwehrtag.

Setzen wir weiter auf die Freiwilligkeit der örtlichen Wehren zum Wohle unserer Gemeinde und unserer Bevölkerung mit der ehrlichen Aussage und dem Motto für die Festtage

„Bürger, Deine Feuerwehr, Dein Partner, Hilfsbereit – Allezeit,“

Die Feuerwehr ruft die gesamte Bevölkerung und die Gäste zum Mitfeiern auf, getreu unserem Wahlspruch 

Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr

 

Autor Ferdinand Matheis

letzter Einsatz:

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